Kinderbetreuung und KiTa-Plätze in Marl

Die Kinderbetreuung in Marl ist ein wichtiges Thema. Wir stehen dabei nicht nur vor lokalen Herausforderungen.

In Marl werden wieder mehr Kinder geboren. Eine gute Nachricht für unsere älter werdende Gesellschaft und eine freudige für die Eltern, Großeltern, Freund*innen und Familie.
Neben dem Anstieg der Geburtenrate verzeichnen wir in Marl auch einen steigenden Bedarf an Kita-Plätzen. Dabei sind zwei Trends zu beobachten. Die gewünschten Betreuungszeiten werden länger und die Kinder werden früher in die Kindertageseinrichtung geben. So wächst insbesondere der U3-Bereich, indem alle Kinder unter drei Jahren betreut werden.
Für diese Entwicklung gibt es vielfältige Gründe. Klar ist, die Eltern haben für ihre Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Platz. Das ist richtig und gut so. Die SPD unterstützt diesen Anspruch aus tiefster Überzeugung. Ebenso sind die Sozialdemokrat*innen davon überzeugt, dass die Kita eine Bildungseinrichtung ist und Bildung kostenfrei sein muss. Deshalb setzt sich die SPD auf Landesebene für die Abschaffung der Kita-Gebühren ein. In Marl haben wir im Rahmen unserer Möglichkeiten für eine Entlastung bei den Eltern-Beiträgen gesorgt. Dafür haben wir im letzten Sommer einen fraktionsübergreifenden Antrag beschlossen, der auf unserem Haushaltsbeschluss im letzten Jahr aufbaut.

Der Ausbau muss vorangetrieben werden

Mit unserem Beschluss (2016), jedes Jahr eine neue Kindertageseinrichtung zu bauen, haben wir auf den gestiegenen Bedarf – alle Prognosen gingen von einer geringeren Bedarfsquote und weniger Geburten aus – unmittelbar reagiert. Dabei haben wir mit der Erprobung des sog. Investoren-Modells auch kreative Wege gesucht, um die Kraftanstrengung, jedes Jahr eine neue Einrichtung an den Start zu bringen, zu bewältigen. Doch wie unsere Anfrage im Jugendhilfeausschuss ergab, fehlen über 300 Plätze, davon 10 in Polsum (die wenigsten) und 60 in Drewer-Nord (die meisten). Für die SPD-Fraktion steht fest: Dieser Zustand ist untragbar! Wir werden uns deshalb nachdrücklich bei der Haushaltsplanberatung dafür einsetzen, dass die Kraftanstrengungen deutlich erhöht werden.

Die Stadt Marl muss unzulängliche Förderung des Landes ausgleichen

Als ein großes Hindernis bei der Suche nach potentiellen Investor*innen erweist sich die Förderrichtlinie des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz). So stehen den großen Städten (ab 100.000 Einwohner*innen) mit 10,90 € pro Quadratmeter eine 27% höhere Förderung zur Verfügung als Städten wie Marl. Für potentielle Investor*innen ist es daher unattraktiver in Marl eine Kita zu bauen, da die Baukosten und Grundstückspreise auf einem ähnlichen Niveau wie in Gelsenkirchen oder anderen Revierstädten liegen und die Mieteinnahmen um 27 % geringer sind. Deshalb werden wir in Marl in der Not kurzfristig Wege suchen müssen, um diese Lücke mit Geld aus dem städtischen Haushalt zu schließen. Doch dies ändert nichts daran, dass die Ungleichbehandlung durch das Land schnellstens beendet werde muss und alle Kommunen in den Genuss des Fördersatzes in Höhe von 10,90 € pro Quadratmeter kommen.

Kita Stadtmitte kurz vor der Fertigstellung, neue Projekte in Sicht

Die neue viergruppige Kita in der Stadtmitte wird bald dem Träger, der Falkennest gGmbh, zur Inbetriebnahme übergeben werden können. Hier werden in Zukunft rund 90 Kinder ein geborgenes Nest und einen Ort zum Spielen finden. Es ist die erste Kita, die mit einem Investor*innenmodell in unserer Stadt errichtet wurde. Vorteile dieses Modells sind die schnelle Realisierung, ein fester Kostenrahmen und die Entlastung des Planungsamtes.
Auch an der Holbeinstraße wird voraussichtlich im nächsten Jahr eine Kita mit diesem Modell errichtet werden. Zudem sind weitere Flächen für neue Kindertageseinrichtungen im Gespräch. Auch hier setzt sich die SPD-Fraktion für eine schnelle Realisierung ein. Neben dem Bau neuer Einrichtung wurden und werden zahlreiche bestehende Einrichtungen durch An- und Neubauten erweitert. Zum Beispiel wurde die DRK-Kita in Marl-Hamm für das aktuelle Kita-Jahr um eine provisorische Gruppe erweitert und wird ab dem nächsten Kita-Jahr zwei neue Gruppen dauerhaft hinzugewinnen.

Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen für Erzieher*innen

Doch die Investitionen in Steine, in neuen Einrichtungen, alleine reichen nicht aus. Wir müssen viel mehr in die Ausbildung neuer Erzieher*innen, in die Verbesserung von Arbeitsbedingungen und die Entlohnung der Beschäftigten investieren. Es bedarf einer massiven Aufwertung des Berufsbildes und mehr gesellschaftlicher Anerkennung, die dieser im hohen Maße verantwortungsvollen Aufgabe gerecht wird. Es kann doch nicht sein, dass wir den Menschen, denen wir unsere Kinder anvertrauen, weniger bereit sind zu bezahlen, als den Menschen, denen wir unser Geld anvertrauen. Insgesamt benötigen wir also einen Imagewechsel, um mehr junge Menschen von einer Ausbildung in diesem Bereich zu überzeugen.

Denn der Bedarf an Fachkräften steigt weiter!

Durch den steigenden Bedarf an Betreuungsangeboten, insbesondere für Kinder unter drei Jahren, werden laut verschiedenen Untersuchungen bis zum Jahr 2025 bundesweit über 60.000 Fachkräfte zusätzlich gebraucht. Bereits heute fehlen laut Bertelsmann- Studie rund 107.000 Erzieher*innen in Vollzeit, um den von der Bertelsmann-Stiftung empfohlenen Betreuungsschlüssel in den Einrichtungen gewährleisten zu können. Demnach sollten höchstens 7,5 Kinder in der Obhut einer Fachkraft sein beziehungsweise lediglich drei unter Dreijährige. Im Vergleich dazu kommen auf eine Fachkraft in NRW 3,6 Kinder unter drei Jahren beziehungsweise 9,1 Kinder über drei Jahre.
Als Kommunal- und Jugendhilfepolitiker nehme ich auch die Länder und den Bund in die Pflicht. Denn dort befinden sich die maßgeblichen Stellschrauben, um das Berufsbild aufzuwerten und die Arbeitsbedingungen deutlich zu verbessern. Wir können diese wichtige Aufgabe der Daseinsvorsorge nur gemeinsam lösen!